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Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund


Anzeige des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes in der Badischen Presse vom 3. August 1920 (Abendausgabe).
In Karlsruhe 1919/1920 verbreiteter Handzettel des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes, Stadtarchiv Karlsruhe 8/StS 20/600.

Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund

Der im Februar 1919 als Deutscher Schutz- und Trutzbund von dem Alldeutschen Verband in Bamberg gegründete Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund, ein ausgewiesen antisemitischer Verband und einer der wichtigsten Vorgänger und Wegbereiter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), war bald auch in Karlsruhe ausgesprochen aktiv. Die sozialdemokratische Parteizeitung Volksfreund berichtete am 22. September 1919 über "Die Judenhetze", dass auffallend viele antisemitische Flugschriften in Karlsruher Fabriken verteilt worden waren. Als Urheber sah man die Alldeutschen, von denen die antisemitische Gründung des Bundes ausgegangen war.

Seit November 1919 unterhielt er ein eigenes Büro, Geschäftsführer war der Musikalienhändler Hermann Stürer. Wenig später lockte am 5. Dezember 1919 eine Veranstaltung im Löwenrachen in der Kaiserpassage über 400 geladene Gäste, bei der vor allem die Deutsche Demokratische Partei (DDP) als Juden-Partei diffamiert wurde und antisemitische Propaganda auslag. Auch die Handelskammer Karlsruhe musste sich gegen ein antisemitisches Flugblatt der Völkischen wenden, das zum Kauf in christlichen Geschäften aufrief.

Der Schutz- und Trutzbund hatte in Karlsruhe allerdings wohl immer weniger als 380 Mitglieder. Viele der badischen Nationalsozialisten engagierten sich zunächst im Deutschvölkischen Schutzbund wie zum Beispiel die Brüder die beiden NSDAP-Abgeordneten Albert und Robert Roth aus Liedolsheim, einer frühen NSDAP-Hochburg, sowie der Fraktionsvorsitzende der NSDAP-Landtagsfraktion und spätere badische Ministerpräsident Walter Köhler. In Baden wurde der antisemitische Verband 1922 nach der Ermordung Walther Rathenaus verboten.

Ernst Otto Bräunche 2023

Quellen

Karlsruher Zeitungen 1919-1922, https://digital.blb-karlsruhe.de/topic/view/7756828 (Zugriff am 10. November 2023).

Literatur

Manfred Koch: Die Weimarer Republik: Juden zwischen Integration und Ausgrenzung, in: Juden in Karlsruhe, hrsg von Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt, Karlsruhe 1988, S. 155-188 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 8), Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 10. November 2023); Ernst Otto Bräunche: "Wer zieht die schwarzrotgoldene auf?". Antisemitismus in Karlsruhe 1918-1933, in: Verborgene Spuren. Jüdische Künstler*innen und Architekt*innen in Karlsruhe 1900-1950, hrsg.von der Städtischen Galerie Karlsruhe, Petersberg 2021, S. 27-39.