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Heinrich Amersbach


Heinrich Amersbach

Architekt, Hofbaudirektor, * 9. Dezember 1850 Wertheim/Baden, † 8. Oktober 1928 Karlsruhe, ev., ∞ 1.1878 Emma Karoline Hammetter, 2 Kinder, 2. 1926 Maria Josefine Laura Barnstedt.

Nach dem Besuch der Volksschule und des Lyzeums in Wertheim absolvierte der Sohn eines Baumeisters 1870/71 sein Einjährig-Freiwilliges Dienstjahr beim 6. Badischen Infanterie-Regiment Nr. 114 und nahm in dieser Zeit als Gefreiter am Deutsch-Französischen Krieg teil. Im Juli 1871 als Unteroffizier zur Reserve des 2. Badischen Landwehrregiments Nr. 110 entlassen, nahm Amersbach im Herbst 1871 das Studium der Architektur an der Polytechnischen Schule in Karlsruhe auf, das er im Frühjahr 1875 erfolgreich abschloss. Zu seinen Lehrern gehörten Josef Durm, Jakob Hochstetter, Heinrich Lang und Otto Warth. Durch die regelmäßige Teilnahme an Militärübungen stieg er bis Anfang 1877 zum Second-Leutnant beim 5. Landwehr-Regiment Nr. 113 auf.

Nach dem Studium ließ sich Amersbach zunächst als Architekt in Freiburg nieder. 1880 verlegte er seinen Wohnsitz nach Karlsruhe, um 1881 in den badischen Staatsdienst einzutreten, zunächst als Baupraktikant am Großherzoglichen Hofbauamt unter der Leitung von Baurat Jakob Friedrich Hemberger, seit 1884 als Baumeister, seit 1892 als Bauinspektor und seit 1899 als Nachfolger von Hofbaudirektor Hemberger als Baurat und Vorstand der Hofbauamts. 1905 wurde er zum Oberbaurat und am 2. Juli 1914 zum Baudirektor des Hofbauamts ernannt, welches mit dem Ende der Monarchie im November 1918 aufgelöst wurde. Von 1899 bis 1905 war Friedrich Ratzel sein wichtigster Mitarbeiter im Hofbauamt gewesen, anschließend Karl Freyß.

Mit dem Namen Amersbach verbindet man vor allem die Erweiterung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Nach Heinrich Hübsch (Südflügel) und Josef Durm (Ostflügel) entwarf er den 1908-1910 errichteten Nordflügel, dessen Erdgeschoss das Hans-Thoma-Museum mit seinem zum Innenhof angebauten oktogonalen Hauptraum aufnahm. Weitere Karlsruher Bauten sind das 1903 im Jugendstil erbaute ehemalige Badische Forstamtsgebäude im Ahaweg 2, dessen aus Majolika-Fliesen zusammengesetztes Wandbild mit der Darstellung eines Hirschs vom damaligen Leiter der Großherzoglichen Majolika-Manufaktur Wilhelm Süs gefertigt wurde, der 1907 fertig gestellte Neubau des unter der Schirmherrschaft von Großherzogin Luise stehenden Victoria-Pensionats am Durlacher Tor (heute Karlsruher Institut für Technologie / KIT) sowie das 1913 in Betrieb genommene Wöchnerinnenheim des Ludwig-Wilhelm-Krankenheims in der Kaiserallee 10.

Für seine Verdienste wurde Amersbach unter anderem 1896 mit dem Ritterkreuz 1. Klasse des Zähringer Löwenordens, 1906 mit dem Ritterkreuz 1. Klasse des Königlich Schwedischen Wasa-Ordens und 1909 mit dem Ritterkreuz des Schwedischen Nordstern-Ordens ausgezeichnet. Amersbach war Mitglied des Badischen Militärvereinsverbands und von 1905 bis 1919 Mitglied des evangelischen Kirchengemeinderats. 1920 verließ er Karlsruhe und kehrte erst – nach seiner Wiederverheiratung in Heidelberg – 1927 in die badische Landeshauptstadt zurück.

Katja Förster 2020

Quellen

GLA 456 E 16300, GLA 466-22/113.

Literatur

Wilfried Rößling: Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Ein Museum – vier Architekten, in: Heinrich Hübsch 1795-1863. Der große badische Baumeister der Romantik. Ausstellung des Stadtarchivs Karlsruhe und des Instituts für Baugeschichte der Universität Karlsruhe im Prinz-Max-Palais Karlsruhe, Karlsruhe 1983, S. 80-94.