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Oskar Heinrich Hagemann


Oskar Hagemann anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, rechts Regierungspräsident Dr. Trudpert Müller, Oktober 1975, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A30/108/3/14.

Oskar Heinrich Hagemann

Maler, * 12. Oktober 1888 Holoubkov/Region Pilsen/Tschechische Republik, † 18. August 1984 Karlsruhe, ev., ∞ 1. 1912 Gertrud (Gertel) Stamm (1890–1939), 2. 1943 Else Auguste Jacobi, 1 Sohn aus zweiter Ehe.

Oskar Hagemann entstammte einer Familie aus der Region Schleswig, wurde aber in Böhmen geboren, wo der Vater, ein Chemiker, eine Zellstofffabrik leitete. Im Alter von vier Jahren erkrankte Hagemann an Scharlach, wodurch er nahezu taub wurde. Nach dem Tod des Vaters 1896 kehrte er mit seiner Mutter in die norddeutsche Heimat nach Lübeck zurück. Wenig später wurde die Familie nach einer Reise in Baden-Baden ansässig. Dort erhielt Hagemann ab 1901 Mal- und Zeichenunterricht bei dem Graphiker Ivo Puhonny. Von 1906 bis 1912 besuchte er die Großherzoglich Badische Kunstakademie in Karlsruhe, zunächst in der Naturklasse bei Ludwig Schmid-Reutte, dann in der Radierklasse bei Walter Conz. Zusätzlichen Malunterricht nahm Hagemann an der privaten Malschule von Ludwig Wilhelm Plock, der ihm die Technik der Ölmalerei vermittelte. Ab 1908 war Hagemann Meisterschüler von Wilhelm Trübner. Erste künstlerische Erfolge zeigten sich bereits 1910 auf der Baden-Badener Kunstausstellung, als sein Gemälde Die Weinprobe vom Wallraf-Richartz-Museum in Köln gekauft wurde. Es folgten mehrere Portrait-Auftragsarbeiten aus dem höheren Bürgertum. Nach seiner Heirat mit der Hinterglasmalerin Gertrud Stamm bezog das Ehepaar 1912 die Grötzinger Augustenburg. Bei Kriegsausbruch meldete sich Hagemann freiwillig für einen einjährigen Hilfsdienst in der Röntgenabteilung eines Reservelazaretts. 1915/16 folgte ein Aufenthalt in Berlin, bevor er ab 1916 mit seiner Frau im Wasserschloss in Sommerau/Spessart wohnte. 1920 kehrten beide nach Karlsruhe zurück und bauten sich in Durlach ein eigenes Haus.

In den frühen Arbeiten Hagemanns mit ihrem Fleck-an-Fleck-Stil vor dunklem Hintergrund ist der Einfluss seines Lehrers Trübner noch deutlich spürbar. Doch schon bald entwickelte Hagemann einen eigenen, vom Impressionismus geprägten Stil, der durch eine reichere Farbauswahl Licht und Schatten mehr Geltung verschaffte. Von den 1920er- bis zu den 1940er-Jahren gehörte Hagemann zu den gefragtesten Portraitmalern Deutschlands. So saßen ihm die Staatspräsidenten von Baden, Anton Geiß und Adam Remmele, später die Oberbürgermeister von Karlsruhe (Julius Finter, Hermann Veit, Friedrich Töpper, Günther Klotz), Freiburg (Eugen Keidel), Essen (Wilhelm Holle), Bremen (Bürgermeister Wilhelm Kaisen) und Nancy (Pierre Wéber) Modell. Hagemann malte Wissenschaftler, Politiker, Künstler, aber auch einfache Bürger. Zu seinen bekanntesten Portraits gehören die des späteren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und des früheren Generals Erich Ludendorff.

1942 erhielt Hagemann einen Lehrauftrag für Portraitmalerei an der Karlsruher Akademie, den er bis 1945 wahrnahm. Nach der Zerstörung seines Ateliers im Zweiten Weltkrieg lebte Hagemann vorübergehend am Bodensee, bis er 1951 in die Fächerstadt zurückkehrte und ein Künstlerhaus am Turmberg in der Machstraße bezog. In seiner zweiten großen Schaffensphase malte er wiederum zahlreiche Portraits, unter denen sich bemerkenswert viele Kinderbildnisse befinden. Obgleich Hagemann in erster Linie als Portraitmaler bekannt ist, malte er auch einige Blumenbilder sowie mehrere Landschaftsgemälde, vornehmlich mit Impressionen aus den Rheinauen. Sein Gesamtwerk umfasst etwa 500 Werke. Er erhielt 1975 das Bundesverdienstkreuz sowie 1977 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

René Gilbert 2015

Quellen

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Hagemann, Oskar; GLA 466-24 Nr. 14, Nr. 368, N Beringer Nr. 167.

Werk

Mädchen mit Goldhaube (Gertel Hagemann), Öl auf Blech 1913; Kinderbildnis: Lesendes Mädchen, Öl auf Leinwand 1923; Männliches Bildnis, Öl auf Leinwand 1927; Oberbürgermeister Dr. Dr. h.c. Karl Bender (1880-1970) Ehrenbürger der Stadt, Öl auf Leinwand 1961 (alle Augustinermuseum Freiburg i. Br.); Prof. Dr. Edmund Husserl, Öl auf Leinwand 1927 (Husserl-Archiv Freiburg); Malergraphiker Ernst Würtenberger, 1932 (Städtische Galerie Karlsruhe); Hermann Eris Busse, 1941 (Museum für Literatur am Oberrhein); Bildnis Rudolf Plank, 1954 (KIT-Hörsaal Rudolf Plank); Portrait Günther Klotz, Öl auf Leinwand 1960 (Großer Sitzungssaal des Karlsruher Rathauses).

Literatur

Fritz Wilkendorf: Der Bildnismaler Oskar Hagemann; in Ekkhart 1942, S. 78-89; Friedrich Bentmann: Oskar Hagemann. Zum 85. Geburtstag des Karlsruher Porträtmalers, in: Ekkhart 1975, S. 114-120; Dietmar Wollfarth: Oskar Hagemann, Karlsruhe 1979 (= Schriftenreihe der Museumsgesellschaft Ettlingen e. V. Bd. 16); Leo Mülfarth: Kleines Lexikon Karlsruher Maler, Karlsruhe 1987, S. 50 f.; Reiner Hagemann: Oskar Hagemann 1888-1984, in: Grötzinger Heimatbrief 52 (2013), 14-seitiger Sonderabdruck eingefügt nach S. 56.