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Willi Müller-Hufschmid (eigentlich Georg Friedrich Wilhelm Müller)


Willi Müller-Hufschmid in seinem Atelier, 8. November 1960, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A7/126/1/30.

Willi Müller-Hufschmid (eigentlich Georg Friedrich Wilhelm Müller)

Maler, Zeichner, * 8. November 1890 Karlsruhe, † 4. April 1966 Karlsruhe, ev., ∞ 1922 Verena Hufschmid, 1 Sohn.

Der Sohn eines Metzgers und späteren Gastwirts des Kaiserhofs war von 1908-1913 Schüler von Walter Georgi und Caspar Ritter an der Großherzoglich Badischen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe. Sein Einjährig-Freiwilliges-Dienstjahr 1913/14, der Kriegsdienst ab 1914 sowie die russische Kriegsgefangenschaft in Sibirien von 1915-1921 unterbrachen für über acht Jahre die künstlerische Beschäftigung. Im Gegensatz zu seinen ehemaligen Studienfreunden Karl Hubbuch, Egon Itta, Rudolf Schlichter, Georg Scholz und Wladimir Zabotin, die nach dem Krieg ihre Arbeit fortsetzten und 1919 die Gruppe Rih gründeten oder bereits früh eine Lehrtätigkeit an der Akademie aufnahmen, musste sich Müller-Hufschmid nach 1921 zuerst wieder künstlerisch orientieren. Als Meisterschüler von Hermann Goebel besuchte er von 1923-1928 nochmals die Badische Landeskunstschule.

Den ersten öffentlichen Erfolgen (Einzelausstellung im Badischen Kunstverein 1929; erster Preis beim Selbstbildnis-Wettbewerb badischer Künstler 1930) bereitete der Nationalsozialismus ein rasches Ende. Als seine Ehefrau ab 1940 infolge eines Krebsleidens nicht mehr für den Lebensunterhalt aufkommen konnte, arbeitete er von 1941-1944 als Bühnenbildner und von 1944-1947 als Bahnschrankenwärter in Konstanz. Das Karlsruher Atelier in der Bismarckstraße 37, in dem fast sein gesamtes Werk lagerte, wurde 1944 durch Brandbomben zerstört. Mittellos kehrte er 1947 nach Karlsruhe zurück, wo er zunächst bei einer Schwester und von 1950 bis kurz vor seinem Tod bei der Textilkünstlerin Clara Kress unter äußerst eingeschränkten Bedingungen lebte und arbeitete.

Das Œuvre Müller-Hufschmids umfasst drei große Werkphasen, die ungeachtet ihrer stilistischen Verschiedenheit die Auseinandersetzung des Künstlers mit seinem "Selbst" thematisieren. 1923-1930 entstanden im Stil der Neuen Sachlichkeit Selbstbildnisse, Bildnisse ihm nahe stehender Personen sowie stilllebenartige Arrangements seines Wohn- und Arbeitsraums. Nach einem 'naturalistischen' Intermezzo hielt er 1933-1945/47 mit rasch skizzierten schwarzen Linien die apokalyptische Stimmung des Dritten Reichs fest, sich selbst als Teil des schrecklichen Szenarios porträtierend. Nach der Rückkehr nach Karlsruhe 1947 nahm das chaotische Liniengeflecht ruhigere, geordnete Züge an. Farbe trat als bildnerisches Mittel wieder hinzu, verdrängte zunehmend das lineare Element und wurde in den letzten Arbeiten autonomer Ausdruckträger eines auf das Essentielle konzentrierten Seins.

Als Repräsentant einer abstrakten Malerei in der Nachkriegszeit wurden ihm ab 1953 etliche Preise, Ehrungen, Mitgliedschaften und Ausstellungsmöglichkeiten zuteil, darunter der Kulturpreis der Stadt Karlsruhe 1953 und der Hans-Thoma-Staatsgedenkpreis des Landes Baden-Württemberg 1964.

Katja Förster 2016

Literatur

Willy Huppert/Bernd Ottnad: Müller-Hufschmid, Willi (eigentlich: Müller, Georg Friedrich Wilhelm), Maler, in: Badische Biographien. NF Bd. II, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1987, S. 206 f.; Müller-Hufschmid. Hinter die Dinge sehen wollen... Gemälde und Zeichnungen, hrsg. von der Städtischen Galerie der Stadt Karlsruhe, Karlsruhe 1999; Willi Müller-Hufschmid 1890-1966. Zwei Ausstellungen zum 100. Geburtstag, hrsg. vom Bezirksverband Bildender Künstler Karlsruhe, Karlsruhe 1990.