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Wikingbund


Wikingbund

Wie im gesamten Deutschen Reich, so fanden sich auch in Karlsruhe und Baden nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im völkisch-nationalistischen Umfeld zahlreiche neue Gruppierungen zusammen. In der Regel waren dies lokale Ableger reichsweit agierender Gruppen, zu denen der Wikingbund gehörte. Dieser war am 2. Mai 1923 in München von Mitgliedern der verbotenen Organisation Consul gegründet worden. Treibende Kraft war der Marineoffizier und Freikorpsführer, der gebürtige Badener Hermann Ehrhardt, der nach der Auflösung der nach ihm benannten Marine-Brigade Ehrhardt im Mai 1920 die Organisation Consul ins Leben gerufen hatte. Der Bund führte ein weißes Wikingschiff auf blauem Grund mit querlaufender Schrift im Wappen. Erst im Oktober 1924 meldete das badische Landespolizeiamt, dass der Bund in Baden unter der Leitung von Kapitänleutnant a. D. Erhard Kautter, des Stellvertreters Ehrhardts, Fuß gefasst habe. Der Wikingbund war zwar immer wieder in den Schlagzeilen der Karlsruher Zeitungen, aber meist mit nicht lokalen Bezügen. So wurde 1924 ausführlich über einen Prozess vor dem Reichsgericht Leipzig gegen die Organisation Consul berichtet, bei dem unter anderem Kautter zu einer neunmonatigen Haftstrafe verurteilt wurde.

Am 14. Mai 1925 berichtete das Zentrumsblatt Badischer Beobachter, dass unter den Demonstranten anlässlich einer Hindenburgkundgebung auch einige wenige Wikingmitglieder gewesen seien. Während in Freiburg und Mannheim konkrete Aktivitäten des Bundes nachzuweisen sind, wird er in Karlsruhe nur in Zusammenhang mit anderen rechtsgerichteten Organisationen genannt. So stellte die sozialdemokratische Parteizeitung Volksfreund am 2. Mai 1925 richtig, dass der zur Abwehr antidemokratischer Aktivitäten gegründete Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold sich nur zur Wehr setze, „wenn die Wickinger, Schlageterbündler und andere Angehörige der nationalistischen Bruderschaften in banditenhafter Art gegen Angehörige des Reichsbanners vorgehen.“ Konkret nannte er die Vorkommnisse vor der Reichpräsidentenwahl, als sich in aufgeheizter Stimmung der Kandidat der vereinigten Rechten einschließlich der Bayerischen Volkspartei Paul von Hindenburg in der Stichwahl gegen den von den demokratischen Parteien unterstützten Zentrumspolitiker Wilhelm Marx durchsetzte. So war es in der Turmstraße zu einem Zusammenstoß mit Verletzten gekommen, Plakate der demokratischen Parteien waren heruntergerissen worden und ein Reichsbannermann von einem 17-jährigen „Bürschchen“ ins Kinn geschossen worden. Der Volksfreund warnte: „... wer die Augen offen hat, der wird bestätigen müssen, dass es gerade Angehörige der schwarz-weiß-roten Jugendorganisationen sind, die abends in Uniformen mit eichenen Spazierstöcken bewaffnet, dieselben wie Seitengewehre angebracht, auf der Straße herumlaufen.“

Das Landespolizeiamt schätzte aber nur wenig später im Bericht vom 15. Juli 1925, dass der Wikingbund wie auch der Wehrwolf, die Bismarckjugend und der Großdeutsche Jugendbund in Baden nur schwach vertreten seien und keine besondere Beobachtung erforderlich gemacht hätten. Insgesamt sei eine Tendenz zum Zusammenschluss der rechten Verbände festzustellen wie auch die Fluktuation zwischen den Organisationen groß gewesen zu sein scheint. Nach der Wiedergründung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in Baden im März 1925 dominierte diese zunehmend das Geschehen und, soweit nicht schon vorher geschehen, landeten die meisten Angehörigen des Wikingbundes dort direkt oder über Umwege in anderen gleichgesinnten Verbänden wie dem Stahlhelm spätestens nach der Auflösung des Wikingbundes durch Hermann Ehrhardt im April 1928.

Ernst Otto Bräunche 2025

Quellen

GLA 309/6160-6161; STAF A 96/1 1617, Digitalisate; Karlsruher Zeitungen 1923-1928, https://digital.blb-karlsruhe.de/topic/view/7864903 (Zugriff am 12. Februar 2025).

Literatur

Christoph Hübner: Bund Wiking, 1923-1928, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns (Zugriff am 12. Februar 2025).