Menü
Suche

Deutsche Volkspartei (DVP)

Version vom 14. Mai 2021, 09:48 Uhr von Stadtarchiv3 (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „{{DISPLAYTITLE:Deutsche Volkspartei (DVP)}} Datei:ins-0311.jpg|200px|thumb|left|Wahlaufruf der DVP zu den Stadtverordneten-, Bezirksrats- und Kreisabgeordne…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)


Wahlaufruf der DVP zu den Stadtverordneten-, Bezirksrats- und Kreisabgeordnetenwahlen am 14. November 1926, Stadtarchiv Karlsruhe 7/PS Boess 428.

Deutsche Volkspartei (DVP)

Die DVP entstand 1918/19 in Baden als Nachfolgepartei vor allem der Nationalliberalen, bei denen der Schock über die Niederlage im Ersten Weltkrieg und die Revolution so tief saß, dass sie die größte Mühe hatten, sich in den ersten Nachkriegswochen zu orientieren und zu organisieren. Am 1. Dezember beschloss eine von der Nationalliberalen Partei und den Jungliberalen einberufene Versammlung im überfüllten Saal der Brauerei Schrempp die Gründung der Badischen Volkspartei. Am 10. Dezember kam es dann aber doch noch zur Einigung mit den Linksliberalen und dem Beitritt zur Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Dem von Hermann Hummel geführten Vorstand gehörten die ehemaligen Nationalliberalen Karl Glockner, Hermann Dietrich und Friedrich Sänger an. Zur Fortschrittlichen Volkspartei hatten neben Hummel die Vorstandsmitglieder Ludwig Haas und Oskar Muser gehört. Doch der Kompromiss hielt nicht lang. Noch im Laufe des Jahres 1919 fanden die badischen Rechtsliberalen zur Deutschen Volkspartei (DVP) und verließen die DDP. Am 7. November 1919 wurde der Ortsverein der DVP mit dem Vorsitzenden Dr. Adolf Trefzer, Präsident des Landgerichts, gegründet.

Bei Wahlen trat die DVP deshalb erst 1920 an. Bei der Reichstagswahl am 6. Juni 1920 blieb sie aber noch zehn Prozent. Der Aufstieg begann erst 1924 mit dem besten Wahlergebnis bei der Reichstagswahl im Dezember 1924, als sie das Ergebnis der Wahl im Mai mit 21,7 Prozent noch einmal um 1,8 Prozent steigerte. Die DVP hatte noch einmal am stärksten von der Zuspitzung der politischen und wirtschaftlichen Krise in diesem Jahr profitiert.

Der Niedergang der Partei kündigte sich bereits ab 1928 an, führte dann in der Endphase der Weimarer Republik zur fast völligen Bedeutungslosigkeit. Ihre Wählerschaft hatte die DVP vor allem an die NSDAP verloren. Dies hatte auch die starke Unterstützung durch die der DVP zuneigenden Zeitungen nicht verhindert. Zwar war die ehemals starke nationalliberale Badische Landeszeitung, die schon in der Anfangszeit der Weimarer Republik nur noch ein Schattendasein geführt hatte, 1922 von der Badischen Presse übernommen worden. Die zuvor der DDP zuneigende Badische Presse hatte sich aber im September 1921 offiziell zur DVP bekannte. Zuvor war auch das Karlsruher Tagblatt schon auf rechtsliberale Positionen der DVP umgeschwenkt.

1930 hatte der Landesverband der DVP in der Karl-Friedrich-Straße 5-7 mit dem Generalsekretariat seinen Sitz, die Ortsgruppe in der Kaiserstraße 215 im Büro des späteren CDU-Gemeinderats und Rechtsanwalts Dr. Otto Figlestahler.

Die DVP galt in den zwanziger Jahren als Interessenwalter vor allem des Mittelstandes und der Beamten. Zu den führenden Politiker gehörten als Stadträte zur DVP Staatsanwalt Dr. Hugo Geißler (Stadtrat 1922-1929), Kaufmann Karl Künkel (Stadtrat 1922-1933), der Vorsitzende der DVP-Ortsgruppe Oberpostrat Kaspar Löffler (Stadtrat 1925-1933), Architekt Emil Deines (Stadtrat 1929/39).

Ernst Otto Bräunche 2021

Quellen

Badische Landeszeitung, StadtAK 8/Ze 1, https://digital.blb-karlsruhe.de/6352068 (Zugriff am 19. Januar 2021); Badische Presse 1918-1933, StadtAK 8/Ze 7, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411029 (Zugriff am 18. Februar 2021); Karlsruher Tagblatt, StadtAK 8/Ze 2, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411037 (Zugriff am 18. Februar 2021).

Literatur

Ernst Otto Bräunche: Residenzstadt, Landeshauptstadt, Gauhauptstadt. Zwischen Demokratie und Diktatur 1914-1945, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 358-502, https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmoP1XI2Dw44t/Karlsruhe%20Die%20Stadtgeschichte.pdf (Zugriff am 16. Februar 2021); Ernst Otto Bräunche: „Eine neue Zeit der Freiheit ist angebrochen“ – Politik und Parteien in der Weimarer Republik, in: Ernst Otto Bräunche/Frank Engehausen/Jürgen Schuhladen-Krämer (Hrsg.): Aufbrüche und Krisen. Karlsruhe 1918-1933, Karlsruhe 2020, S. 17-67 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 35).