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Städtische Bäder


Plakat Vierordtbad, um 1900, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS X 549.
Plakat Besucht die Karlsruher Bäder, um 1965, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS X 6520.

Städtische Bäder

Eine städtische Badverwaltung entstand aus dem ältesten von der Stadt betriebenen Bad, dem Vierordtbad. Der dort im Jahr 1900 als Badverwalter vom städtischen Wasserwerk übernommene Verwaltungsassistent Otto Hofstetter wurde 1920 erster städtischer Baddirektor, nachdem die Stadt das zuvor privat betriebene Friedrichsbad übernommen hatte. Als Hofstetter Ende März 1929 in Ruhestand ging, war in seiner Amtszeit das 1923 eröffnete Schwimm- und Sonnenbad beim Rheinhafen hinzugekommen. An private Pächter vermietet waren das Städtische Rheinbad Maxau, das Luft- und Sonnenbad im Dammerstock und das Schwimm- und Sonnenbad beim Kühlen Krug (früher Militärschwimmanstalt). Das Rheinstrandbad Rappenwört konnte schon sein Nachfolger Baddirektor Ernst Müller eröffnen, der mit Unterbrechungen bis 1950 für die Bäder zuständig war. Müller, der vor 1933 der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und dem Reichsbanner angehört hatte, wurde im November 1945 auf Anweisung der Militärregierung entlassen, da er am 1. April 1940 doch noch in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) eingetreten war. Auch als ihn die Spruchkammer am 25. Juli 1946 als Mitläufer einstufte, blieb es zunächst bei der Suspendierung als Leiter der Badverwaltung. Müller wurde aber als Angestellter weiter beschäftigt, die kommissarische Leitung der städtischen Badverwaltung übernahm Heinrich Hammer, der nach der Wiedereinstellung Müllers zum 1. Dezember 1947 Stellvertretender Leiter wurde.

Als Müller altershalber aus dem Dienst ausschied, wurde der Verwaltungsbeamte Julius Döring zunächst kommissarisch, ab 1. April 1951 endgültig sein Nachfolger. Der in Straßburg geborene Döring war Anfang der 1920er-Jahre aus dem Elsass geflohen und hatte bald eine Anstellung bei der Stadt gefunden. Der Handballer und Leichtathlet baute mit anderen die Leichtathletikabteilung des Karlsruher Fußballvereins (KFV) zu einer der führenden Mannschaften Süddeutschlands unter anderen mit der späteren Olympiasiegerin Lina Radtke-Batschauer aus. Als Döring 1966 in den Ruhestand trat, konnte er auf eine erfolgreiche Amtszeit zurückblicken, in der es zahlreiche Neubauten oder -eröffnungen gegeben hatte, darunter das hochmoderne, 1955 eröffnete Tullabad.

Nachfolger wurde Amtsrat Walter Weber, der zuvor seit 1954 die Stellvertretung innehatte. Weber war 1945 als Hilfsangestellter zur Stadt Karlsruhe in das Sekretariat von Bürgermeister Fridolin Heurich gekommen und hatte 1949 zur Badverwaltung gewechselt. 1970 wurde er Leiter des neu strukturierten Sport- und Bäderamts. Im November 1979 löste Edwin Nagel, zuvor Sportreferent bei dem Ersten Bürgermeister Walter Wäldele, den legendären "Bäder-Weber" ab.

Nach dem frühen Tod Nagels am 16. Juli 1982 im Alter von 54 Jahren übernahm Karl Heinz Stadler von Oktober 1982 bis Juli 1997 die Amtsleitung. Nachfolger Johannes Schmitz leitete das Amt von 1997 bis 2002. Im März 2002 bekam der Leiter des Schulverwaltungsamtes Wolfgang Vetter die Leitung des neu gebildeten Schul- und Sportamts. Johannes Schmitz wurde Geschäftsführer der Bäderbetriebe, seit 2009 hat Oliver Sternhagel diese Funktion inne.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zum Sommer 1945 betriebsbereite Freibäder, das Rheinhafenbad und das Freibad Durlach, von den Besatzungstruppen beschlagnahmt. Erst 1946 durfte hier auch die Karlsruher Bevölkerung wieder schwimmen, und es konnte der Schwimmunterricht für Schulklassen stattfinden. Das Friedrichsbad war zerstört und das im Zweiten Weltkrieg vor allem im Dachbereich stark beschädigte Vierordtbad war nach der Instandsetzung ebenfalls von der Militärregierung beschlagnahmt worden und stand erst Anfang 1946 wieder für die Karlsruher Bevölkerung zur Verfügung. Erst Mitte der 1950er-Jahre entstanden wieder neue Bäder. Außer dem 1955 eröffneten Tullabad wurde in der Wirtschaftswunderzeit zunächst im Jahr 1954 das Luft-, Schwimm- und Sonnenbad Durlach komplett umgebaut und 1955 als Turmbergbad wiedereröffnet.

Im Zuge der Eingemeindungen in den 1970er-Jahren kamen 1973 das Freibad Wolfartsweier, 1974 das Hallenbad Grötzingen und 1975 das Adolf-Ehrmann-Bad in Neureut sowie das Hallenbad in Wettersbach hinzu. Das 1990 von der Sportpark Karlsruhe Nordost GmbH, deren Hauptgesellschafter der Sport- und SchwimmClub (SCC) Karlsruhe war, gebaute Fächerbad übernahm die Stadt erst im Jahr 2009, als die KVVH - Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH als weiterer Gesellschafter 60 % Anteile erwarb.

Ernst Otto Bräunche 2022

Quellen

StadtAK 1/POA 1279, 2254; StadtAK 8/ZGS Döring, Julius; Nagel, Edwin; Stadler, Karl Heinz; Weber, Walter; Hermann Paull: Badanstalten, in: Karlsruhe 1911. Festschrift der 83. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte gewidmet von dem Stadtrat der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe, Karlsruhe 1911, S. 255-262, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/content/titleinfo/2948276 (Zugriff am 14. April 2022); Verwaltungsbericht der Landeshauptstadt Karlsruhe für das Wirtschaftsjahr 1928, Karlsruhe 1929, S. 140-143, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/3348987 (Zugriff am 14. April 2022).

Literatur

Oskar Ballweg: Karlsruhe als Pflegestätte von Turnen und Sport, in: Otto Berendt: Karlsruhe. Das Buch der Stadt, Stuttgart 1926, S. 205-209, https://digital.blb-karlsruhe.de/3294693 (Zugriff am 14. April 2022); Ernst Otto Bräunche/Volker Steck (Hrsg.): Sport in Karlsruhe. Von den Anfängen bis heute, Karlsruhe 2006 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 28).