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Freiwillige Feuerwehr


Freiwillige Feuerwehr

Karlsruher Tagblatt vom 22. März 1847.
Karlsruher Tagblatt vom 22. März 1847.
Geschenk der Ständigen Feuerwache an den Kommandanten Albert Heußer (vorne stehend 4 v. l.) anlässlich dessen 25-jährigen Feuerwehrdienstjubiläums, auf dem Engländerplatz mit dem Krankentransportwagen (links) und der ersten  Benzinmotorzentrifugalspritze in Deutschland (Mitte), 9. Juli 1910, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS VIIc 28.
Geschenk der Ständigen Feuerwache an den Kommandanten Albert Heußer (vorne stehend 4 v. l.) anlässlich dessen 25-jährigen Feuerwehrdienstjubiläums, auf dem Engländerplatz mit dem Krankentransportwagen (links) und der ersten  Benzinmotorzentrifugalspritze in Deutschland (Mitte), 9. Juli 1910, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS VIIc 28.

Die Bekämpfung von Bränden mit Feuereimern und der Feuerschutz gehörten schon lange vor der Gründung von Feuerwehren zur gemeinsamen Aufgabe in Dörfern und Städten, so hatte die Stadt Durlach 1536 eine erste Feuerordnung erhalten und auch in der jungen Residenzstadt Karlsruhe hatte der Feuerbeschauer die Einhaltung der 1727 erlassenen Feuerordnung zu überwachen. Mit dem Entstehen von ersten Fabriken und dem Wachsen der Städte wurden im 19. Jahrhundert neue Maßnahmen erforderlich. Feuerwehren im heutigen Sinne entstanden aber erst in den 1840er-Jahren.

Die Gründung

Die schlimmste Katastrophe in ihrer jungen Geschichte ereilte die badische Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe am 28. Februar 1847, als der Brand des von Friedrich Weinbrenner gebauten Hoftheaters 64 Menschenleben kostete. Eindrucksvoll schildert Friedrich von Weech in seiner Stadtgeschichte den verzweifelten Kampf der Bürger und des Militärs gegen die Flammen. Hilfe kam aus Durlach. Das im Vorjahr von Stadtbaumeister Christian Hengst gegründete Pompiercorps beteiligte sich – so Weech - "mit Ruhe und Sicherheit" mit der heute noch erhaltenen und im Pfinzgaumuseum ausgestellten Metz’schen Stadtspritze Nr. 2 an den Löscharbeiten und bewies, dass "eine feste Organisation und Disziplin in Stunden der Gefahr" mehr ausrichten kann als der beste Wille und aller Einsatz der Bürger. Nicht mehr der Schutz vor Ausbreitung des Brandes, sondern der Angriff auf den Brandherd, verbunden mit dem Einsatz von Hakenleitern stand bei den neuen Freiwilligen Feuerwehren im Vordergrund. Ganz freiwillig war der Einsatz im Durlacher Pompierscorps allerdings noch nicht. Die Stadt verband den Antritt des Bürgerrechts mit der Verpflichtung für die jungen Männer, Feuerwehrdienste zu leisten.

Eine im vollen Umfang freiwillige Feuerwehr, nach neueren Erkenntnissen wohl die erste in Deutschland, wenn man eben das Prinzip der Freiwilligkeit in den Vordergrund stellt, entstand schon bald nach dem katastrophalen Hoftheaterbrand. Je nach Definition der Freiwilligen Feuerwehr beanspruchen aber weiterhin etliche weitere Feuerwehren wie zum Beispiel die in Saarlouis (1811, damals französisch), Kierspe-Neuenhaus (1835), Meißen (1841) oder Durlach (1846), die erste gewesen zu sein.

Bereits am 7. März 1847 wurde in der Karlsruher Zeitung eine neue Feuerlöschordnung für die Residenz vorgeschlagen, mit der die Gründung einer "Feuerschaar" nach Durlacher Vorbild vorgeschlagen wurde. Der im Februar 1846 gebildete Allgemeine Turnverein, heute Karlsruher Turnverein 1846, der schon in seinem Gründungsjahr eine Löschmannschaft hatte, traf sich am 23. März, um über seine Beteiligung an der Initiative zu beraten. Im Aufruf zu dieser Versammlung im Karlsruher Tagblatt vom 22. März 1847 taucht erstmals der Begriff Feuerwehr auf. Eine Generalversammlung des "Vereins zur Bildung einer freiwilligen Lösch- und Rettungsmannschaft" am 20. März 1847 war dann die offizielle Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Karlsruhe. Bald war eine Löschmannschaft mit insgesamt 362 Einwohnern aufgestellt: 202 Freiwillige aus der Bürgerschaft und 160 Turner. Nachdem sich auch Maschinenfabrikant Emil Keßler mit zwei neuen Feuerspritzen und insgesamt 100 Arbeitern beteiligte, wuchs die neue Feuerwehr rasch auf 500 Mann an. Ihre Bewährungsprobe folgte rasch, am 22. Juli wurde ein Brand in einem Keller, in dem Spirituosen gelagert wurden, so rasch gelöscht, dass das Karlsruher Tagblatt, die bewunderungswürdige Schnelligkeit hervorhob, "womit die Feuerwehr in voller Berufstracht an Ort und Stelle erschien." Erster Kommandant wurde der ehemalige Direktor der Polytechnischen Hochschule und Mitglied der Oberdirektion für Wasser- und Straßenbau Baurat Karl Bader, der die Ausbildung und innere Organisation der Freiwilligen Feuerwehr vorangetrieben hatte. Nach der vorzeitigen Zurruhesetzung Baders 1850 übernahm der interimistische Kommandant Louis Dölling seine Nachfolge.

Nur ein Jahr später erhielt auch die 1881 eingemeindete Nachbarstadt Mühlburg eine Freiwillige Feuerwehr, so dass Karlsruhe heute drei Feuerwehren hat, die älter als 175 Jahre sind, eine im Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland sonst nirgends erreichte Dichte. Die Nähe zur Fabrik von Carl Metz, der in seiner Heidelberger Fabrik Handdruckspritzen produzierte, das Durlacher Vorbild, wo 1846 die Stadtspritze Nr. 2 angeschafft worden war und der katastrophale Theaterbrand hatten dazu wesentlich beigetragen.

Die Entwicklung bis zur Gründung der Berufsfeuerwehr 1926

Die Stadt Karlsruhe allerdings konnte sich erst ein Jahr später zu einer finanziellen Beteiligung entschließen, als die Feuerwehr am 2. März 1848 erfolgreich einen Brand im Außenministerium bekämpfte. In diesem Jahr wurde die in drei Kompagnien eingeteilte Freiwillige Feuerwehr auch Teil der Bürgerwehr. Eine vierte Kompagnie entstand erst 1872 für die stark wachsende Südstadt. Zu diesem Zeitpunkt bestand auf dem Kirchturm der Evangelischen Stadtkirche eine Nachtfeuerwache. Es gab einen Stab von 12 Offizieren, eine Kompagnie hatte circa 70 Mann. Nach der Eingemeindung von Mühlburg 1881 kam die dortige Freiwillige Feuerwehr hinzu, die zu Beginn der 1890er-Jahre drei Offiziere und 153 Mann umfasste.

Nach einem Brand in der Seminarstraße im Februar 1891, bei dem zwei Menschen ums Leben gekommen waren, erhielt die Stadt zum 1. Dezember 1892 eine aus einem Offizier und fünf Mann bestehende Nachtfeuerwache im Hof der Gewerbeschule, Zirkel 22, womit erste Schritte hin zu einer Professionalisierung getan wurden. Seit diesem Jahr gab es auch einen Feuertelegraphen, der die bis dahin übliche Alarmierung durch "Feuerlärm" mit Trompeten, Trommeln oder Läuten der Turmglocken in der Kernstadt ablöste. Diese Feuerwache konnte in den folgenden vier Jahren gut ein Viertel der 121 Brände löschen, ohne dass die einzelnen Kompagnien eingreifen mussten. Nach mehreren größeren Bränden wurde 1908 aus der Nachtwache eine ständige Feuerwache. 1909 bekam die Freiwillige Feuerwehr die erste Benzinmotorspritze in Deutschland, die nach einem Entwurf des Maschinenbauamts von den Benzwerken Gaggenau gebaut wurde. Zuständig war die Feuerwache auch für die Besetzung eines dem Städtischen Krankenhaus unterstellten Krankenwagens. Eine 24-stündige Schicht bestand nun aus einem Obmann, einem Kraftwagenführer und acht Feuerwachleuten, die zunächst zwar von der Stadt bezahlt, aber erst 1920 in ein Beamtenverhältnis übernommen wurden. Aber auch das führte vorerst nicht wie in anderen Städten zu der Bildung einer Berufsfeuerwehr.

1911 gab es nach der Eingemeindungswelle in dem 1900 zur Großstadt gewordenen Karlsruhe 11 Kompagnien mit etwa 1.100 Mann. Neben den vier innerstädtischen Kompagnien im Zirkel (I), der Hebelstraße (II), der Leopoldstraße (III) und der Nebeniusstraße (IV) waren dies die Feuerwehren in den Vororten Mühlburg, Beiertheim, Grünwinkel, Rintheim und Rüppurr sowie die Feuerwehr der Maschinenbaugesellschaft und die Bahnhofsfeuerwehr. 264 Feuerwehrmänner waren es in der Kernstadt, 676 und 74 Mann bei der Bahnhofsfeuerwehr. Nach Beginn des Kriegs bereitete die hohe Zahl der einberufenen und dann zum Teil auch gefallenen Feuerwehrleuten große Probleme. Neue Aufgaben kamen vor allem mit dem Beginn der Fliegerangriffe auf Karlsruhe zu. Verletzte wurden nun versorgt, Wach- und Absperrdienste übernommen und das Rote Kreuz beim Verwundetentransport in die Karlsruher Lazarette unterstützt.

Durch den Krieg und die anschließende wirtschaftliche und soziale Notlage verzögerten sich zuvor begonnene Modernisierungsprozesse, die von dem 1907 als städtischer Brandinspektor eingestellten Branddirektor der Firma Krupp a. D . Walther angestoßen worden waren. Eine städtische Brandinspektion war Ende der 1890er-Jahre eingerichtet und 1905 dem neuen Maschinenbauamt als Bindeglied zwischen Stadtverwaltung und Feuerwehr angegliedert worden, ein weiterer Schritt zur Professionalisierung.

Gebremst wurde diese Entwicklung auch durch das nicht konfliktfreie Verhältnis zwischen beruflichen und ehrenamtlichen Feuerwehrleuten, die sich gegen eine weitere Professionalisierung zur Wehr setzten. So konnte erst 1926 eine Berufsfeuerwehr gegründet werden, nachdem sich auch der Bau einer neuen Hauptfeuerwache vor allem auch wegen der Finanzkrise der Stadt bis dahin verzögert hatte. Die Freiwilligen Feuerwehren in den Vororten und auch zunächst in der Innenstadt bestanden weiter. Nach anhaltenden Querelen zwischen Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr wurde letztere 1929 aufgelöst, aber wenig später als der Berufsfeuerwehr zugeordnete neu aufgestellte Freiwillige Feuerwehr Innenstadt wiedergegründet. 1973 entstand ein Stadtfeuerwehrverband als Interessenvertretung der Freiwilligen Feuerwehren.

Ernst Otto Bräunche 2023

Quelle

Karlsruher Zeitungen 1846-1954, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 13. November 2023).

Literatur

Die freiwillige Feuerwehr der Residenzstadt Karlsruhe. In Beziehung auf Entwickelung und gegenwärtigen Stand des Feuerschutzes in derselben, sowie im Großherzogthum Baden und im Deutschen Reiche, Karlsruhe 1876; Robert Goldschmit: Die Freiwillige Feuerwehr in Karlsruhe. Ihre Begründung und ihre Entwickelung, 1847 – 1897, Karlsruhe 1897; Friedrich von Weech: Karlsruhe. Geschichte der Stadt und ihrer Verwaltung, 3 Bde., Karlsruhe 1895-1904, 2. Bd., Karlsruhe 1898, http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/Drucke/content/titleinfo/264911 (Zugriff am 14. November 2023); Ute Grau/Barbara Guttmann: Gegen Feuer und Flamme. Das Löschwesen in Karlsruhe und die Berufsfeuerwehr, Karlsruhe 2001 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 23, dort weitere Quellen und Literatur); Karl Hermann: Warum hat Durlach die älteste deutsche Feuerwehr?, in: Brandhilfe 9/2015, S. 10 f., https://stadtfeuerwehrverband-karlsruhe.de/cms/component/jdownloads/?task=download.send&id=100&catid=28&m=0&Itemid=435 (Zugriff am 14. November 2023).